Mönche leben enthaltsam. Sie führen keine Liebesbeziehungen, entsagen sich materiellem Besitz und verbringen viel Zeit am Tag schweigend, in der Meditation, in der Lehre oder beim Essen. Das Leben als Mönch scheint weit entfernt zu sein von dem, was wir als selbstverständlich ansehen – und wir können viel von ihnen lernen. Wie wir glücklich werden zum einen, wie wir unsere Vision finden und verwirklichen können zum anderen.
Über das Buch
Jay Shetty ist Autor des Buchs “Das Think Like a Monk-Prinzip”, das Anfang September erschienen ist. Er selbst war drei Jahre lang Mönch. In dieser Zeit hat er festgestellt, dass es nicht die Aufgabe seines Lebens ist, als Mönch im Ashram in Indien zu leben, sondern die Botschaften der Mönche in die Welt zu tragen – und genau das macht er. Auf YouTube erreicht er damit über 3,6 Millionen Abonnenten, er war in der Talkshow von Ellen DeGeneres in den USA und nun hat er eben sein Buch veröffentlicht, das seine Erkenntnisse aus der Zeit als Mönch zusammenfasst.
Er ist niemand, der den Leser überzeugen möchte, als Mönch zu leben. Stattdessen überträgt er die teils recht radikalen Lehren der Mönche in unsere Welt und zeigt auf, wo wir gewisse Elemente für unsere Lebensweise verwenden können. Damit wir ein erfülltes und sinnvolles Leben führen können, in dem Wissen, wer wir sind, wer wir sein möchten und wie wir diese Entwicklung vom Ist- zum Soll-Zustand erreichen können.
Denkanstöße fürs Leben
Dabei schreibt er sehr klar, sehr menschlich und sehr einfach in der Sprache – eben so, dass es leicht fällt ihm zu folgen, denn das, was er zu sagen hat, sollte jeder lesen und wissen, der ein glückliches Leben führen möchte. Ich bin jemand, der sich sowieso gerne mit der persönlichen Weiterentwicklung befasst. Ich bin gerne alleine, lese viel und denke nach. Darum hat mich das Thema sofort angesprochen und mir schnell gefallen.
Aber: Ich kann es genauso jedem empfehlen, der da anders tickt als ich und sich mit dem Thema bisher gar nicht auseinandergesetzt hat. Die Videos von Jay Shetty und anderen Motivationscoaches zeigen oft sehr einfache und softe Wahrheiten, die einen mit gefühlsduseliger Hintergrundmusik emotionalisieren sollen. Nicht Jedermanns Sache und nichts für mich. Das Buch ist aber anders. Es ist kein wissenschaftliches Buch und keins, das in die Tiefe geht, viel mehr ein Sammelsurium aus guten Denkanstößen, die aber definitiv dazu motivieren, das eine oder andere im Leben zu überdenken und zu optimieren.
Auf Knopfdruck glücklich
Das Buch beginnt mit einer Geschichte über den tibetischen Mönch Yongey Mingyur Rinpoche, dessen Gehirnaktivitäten beim Meditieren gemessen wurden. Dabei meditierte er immer für eine Minute, machte 30 Sekunden Pause und wiederholte das Prozedere drei Mal. Bei jedem Wechsel stieg seine Hirnaktivität schlagartig an bzw. fiel ab – wie auf Knopfdruck. Er konnte seine Gedanken einfach ausknipsen und im Hier und Jetzt leben.
Bei den Untersuchungen maßen die Forscher die höchste Anzahl an Gammawellen jemals bei einem Menschen. Diese Gammawellen werden mit Aufmerksamkeit, Erinnerungs- und Lernvermögen, sowie mit Glücksgefühlen in Verbindung gebracht. Deshalb galt Rinpoche unter den Forschern nach dieser Messung als glücklichster Mensch der Welt. Um das zu erreichen habe er in seinem Leben jedoch schon über 62.000 Stunden meditiert.
Wer sich die 62.000 Stunden lieber sparen möchte, kann erstmal mit den 448 Seiten von Jay Shetty Vorlieb nehmen. Die machen einen vermutlich nicht zum glücklichsten Menschen der Welt, aber definitiv glücklicher.